Wieder ist nicht viel Zeit vergangen, aber es gibt schon wieder viel zu erzählen.
Bevor die australische Gruppe letzte Woche kam, haben wir noch das Thema Fragewörter im Englischunterricht bearbeitet. Am schönsten fand ich die Beispiele der Schülerinnen: „Warum küsst du mich?“, „Wer ist dein Freund?“, „Wo ist dein Freund?“, „Wie viele boyfriends hast du?“.
Dann bin ich ganz stolz darauf, dass ich ganz alleine einen Red Snapper entschuppt und ausgenommen habe, den wir danach gegrillt haben. Auf unserem Hightechgrill der aus drei Steinen, Feuerholz und einem Grillrost bestand.
Ein wenig schockiert war ich dann von der Nachricht, dass eine meiner Schülerinnen schwanger ist. Im Nachhinein wundere ich mich, dass ich überhaupt überrascht war, scheint doch jede Frau zwischen 18 und 35 schwanger zu sein oder ein kleines Kind zu haben (nun gut, das ist ein wenig übertrieben). In einem Restaurant in Dili waren auch 9 der 11 dort arbeitenden Frauen sichtbar schwanger. Mir wurde auch gesagt, dass das wohl jedes Jahr vorkommt.
Und nun ist das Mädchen zu Hause, wird den Vater des Kindes heiraten (zur Erinnerung: meine Schülerinnen sind in meinem Alter, sie ist 19), danach noch 8-9 weitere Kinder bekommen und keine weitere Ausbildung bekommen. Ich kann ihr nur wünschen, dass sie sich vorstellen kann, ihr Leben mit ihm zu verbringen.
Das gibt zu denken. Würde ich in Deutschland mit 19 schwanger werden, wie sähe mein weiterer Lebensweg aus? Ich würde vermutlich zur Uni gehen, wahrscheinlich in Braunschweig, um Unterstützung meiner Familie annehmen zu können. Ich müsste den Vater des Kindes nicht heiraten. Ich würde später arbeiten gehen, könnte meinem Kind eine Ausbildung ermöglichen.
Leider gibt es in Timor-Leste, wie in so vielen Ländern, keine Aufklärung. Und keine Verhütung. Das ist zu einem nicht sehr kleinen Teil dem Katholizismus zuzuschreiben. Lieber Papst Franziskus, bitte siehe und sage doch, dass die Lebenswelt der meisten Menschen auf der Welt so ist, dass sie schon vor der Ehe Geschlechtsverkehr haben, dass es Krankheiten gibt die auf diesem Wege übertragen werden und dass in vielen Ländern das große Bevölkerungswachstum ein Riesenproblem darstellt. In Osttimor sind 10 oder 12 Kinder keine Seltenheit, und das obwohl sich niemand eine Ausbildung für all die Kinder leisten kann und es im Endeffekt keine Jobs gibt. Wie soll es Frieden auf Erden geben, wenn arbeitslose Jugendliche in Banden abrutschen? Und bitte siehe doch, dass auch gerade in den katholisch geprägten dieser Länder auf das gehört wird, was du, Papst Franziskus, sagst. Und kein Allerheilmittel, aber ein Schritt wäre es, den Menschen zu erlauben, Kondome zu benutzen.
Soviel zu diesem Thema.
Nachdem ich am 1. April feststellen durfte, dass es Aprilscherze auch in Timor gibt, kam am 2. April die Gruppe aus Australien. In den folgenden vier Tagen habe ich gemerkt, dass mein Tetum gar nicht mehr so schlecht ist, dass es aber auch unglaublich anstrengend ist, zwischen zwei Sprachen zu übersetzen, die nicht die Muttersprachen sind. Nach acht Stunden übersetzen bin ich jeden Tag halbtot ins Bett gefallen. Nicht gerade hilfreich war es auch, wenn zehn Leute auf zwei Sprachen gleichzeitig auf einen eingeredet haben.
Auch gab es wieder eine cultural night und nach acht Monaten wurde mir die große Ehre zuteil, teilnehmen zu dürfen. Da ich nicht tanzen kann, durfte ich singen.
Während der sechs Tage an denen die Australier hier waren, wurden mir immer eine Frage immer wieder gestellt: „Mana Lina, warum waschen sich die Australier eigentlich die ganze Zeit die Hände?“ Gemeint war der riesige Spender mit Desinfektionsmittel, der im fünf-Minuten-Takt benutzt wurde, nicht nur vor dem Essen.
Am Freitag ging es dann nach Dili, um die 19-jährige Nichte meiner Betreuerin abzuholen, die für zwei oder drei Monate hier bleiben wird (ich freue mich sehr!). Auf dem Weg hatten wir ein ganz besonderes Erlebnis. Am Rand eines Tümpels neben der Straße war ein Krokodil! Dass das Krokodil in Osttimor ein heiliges Tier ist, habe ich ja schon geschrieben. Es heißt, dass sie sich nur Menschen zeigen, von denen sie Gutes denken. Das Krokodil wird Abó, Großvater, genannt (die Geschichte dazu habe ich vor einiger Zeit in den Blog gestellt).
Immer wenn ich nach Dili komme, fühle ich mich wie ein Kind aus dem abgelegensten Örtchen, das zum ersten Mal in eine große Stadt kommt. Dabei hat Dili gerade einmal 200.000 Einwohner und ist somit kleiner als Braunschweig (wobei man hier nicht genau sagen kann, wie genau die Zählung ist). Aber wieder konnte ich ein paar Luxusprodukte einkaufen (Mandeln für 7$!, Milch und Rotbuschtee!)
Das waren die wichtigsten Neuigkeiten aus Baucau!
Liebe Grüße,
Lina
Bevor die australische Gruppe letzte Woche kam, haben wir noch das Thema Fragewörter im Englischunterricht bearbeitet. Am schönsten fand ich die Beispiele der Schülerinnen: „Warum küsst du mich?“, „Wer ist dein Freund?“, „Wo ist dein Freund?“, „Wie viele boyfriends hast du?“.
Dann bin ich ganz stolz darauf, dass ich ganz alleine einen Red Snapper entschuppt und ausgenommen habe, den wir danach gegrillt haben. Auf unserem Hightechgrill der aus drei Steinen, Feuerholz und einem Grillrost bestand.
Ein wenig schockiert war ich dann von der Nachricht, dass eine meiner Schülerinnen schwanger ist. Im Nachhinein wundere ich mich, dass ich überhaupt überrascht war, scheint doch jede Frau zwischen 18 und 35 schwanger zu sein oder ein kleines Kind zu haben (nun gut, das ist ein wenig übertrieben). In einem Restaurant in Dili waren auch 9 der 11 dort arbeitenden Frauen sichtbar schwanger. Mir wurde auch gesagt, dass das wohl jedes Jahr vorkommt.
Und nun ist das Mädchen zu Hause, wird den Vater des Kindes heiraten (zur Erinnerung: meine Schülerinnen sind in meinem Alter, sie ist 19), danach noch 8-9 weitere Kinder bekommen und keine weitere Ausbildung bekommen. Ich kann ihr nur wünschen, dass sie sich vorstellen kann, ihr Leben mit ihm zu verbringen.
Das gibt zu denken. Würde ich in Deutschland mit 19 schwanger werden, wie sähe mein weiterer Lebensweg aus? Ich würde vermutlich zur Uni gehen, wahrscheinlich in Braunschweig, um Unterstützung meiner Familie annehmen zu können. Ich müsste den Vater des Kindes nicht heiraten. Ich würde später arbeiten gehen, könnte meinem Kind eine Ausbildung ermöglichen.
Leider gibt es in Timor-Leste, wie in so vielen Ländern, keine Aufklärung. Und keine Verhütung. Das ist zu einem nicht sehr kleinen Teil dem Katholizismus zuzuschreiben. Lieber Papst Franziskus, bitte siehe und sage doch, dass die Lebenswelt der meisten Menschen auf der Welt so ist, dass sie schon vor der Ehe Geschlechtsverkehr haben, dass es Krankheiten gibt die auf diesem Wege übertragen werden und dass in vielen Ländern das große Bevölkerungswachstum ein Riesenproblem darstellt. In Osttimor sind 10 oder 12 Kinder keine Seltenheit, und das obwohl sich niemand eine Ausbildung für all die Kinder leisten kann und es im Endeffekt keine Jobs gibt. Wie soll es Frieden auf Erden geben, wenn arbeitslose Jugendliche in Banden abrutschen? Und bitte siehe doch, dass auch gerade in den katholisch geprägten dieser Länder auf das gehört wird, was du, Papst Franziskus, sagst. Und kein Allerheilmittel, aber ein Schritt wäre es, den Menschen zu erlauben, Kondome zu benutzen.
Soviel zu diesem Thema.
Nachdem ich am 1. April feststellen durfte, dass es Aprilscherze auch in Timor gibt, kam am 2. April die Gruppe aus Australien. In den folgenden vier Tagen habe ich gemerkt, dass mein Tetum gar nicht mehr so schlecht ist, dass es aber auch unglaublich anstrengend ist, zwischen zwei Sprachen zu übersetzen, die nicht die Muttersprachen sind. Nach acht Stunden übersetzen bin ich jeden Tag halbtot ins Bett gefallen. Nicht gerade hilfreich war es auch, wenn zehn Leute auf zwei Sprachen gleichzeitig auf einen eingeredet haben.
Auch gab es wieder eine cultural night und nach acht Monaten wurde mir die große Ehre zuteil, teilnehmen zu dürfen. Da ich nicht tanzen kann, durfte ich singen.
Während der sechs Tage an denen die Australier hier waren, wurden mir immer eine Frage immer wieder gestellt: „Mana Lina, warum waschen sich die Australier eigentlich die ganze Zeit die Hände?“ Gemeint war der riesige Spender mit Desinfektionsmittel, der im fünf-Minuten-Takt benutzt wurde, nicht nur vor dem Essen.
Am Freitag ging es dann nach Dili, um die 19-jährige Nichte meiner Betreuerin abzuholen, die für zwei oder drei Monate hier bleiben wird (ich freue mich sehr!). Auf dem Weg hatten wir ein ganz besonderes Erlebnis. Am Rand eines Tümpels neben der Straße war ein Krokodil! Dass das Krokodil in Osttimor ein heiliges Tier ist, habe ich ja schon geschrieben. Es heißt, dass sie sich nur Menschen zeigen, von denen sie Gutes denken. Das Krokodil wird Abó, Großvater, genannt (die Geschichte dazu habe ich vor einiger Zeit in den Blog gestellt).
Immer wenn ich nach Dili komme, fühle ich mich wie ein Kind aus dem abgelegensten Örtchen, das zum ersten Mal in eine große Stadt kommt. Dabei hat Dili gerade einmal 200.000 Einwohner und ist somit kleiner als Braunschweig (wobei man hier nicht genau sagen kann, wie genau die Zählung ist). Aber wieder konnte ich ein paar Luxusprodukte einkaufen (Mandeln für 7$!, Milch und Rotbuschtee!)
Das waren die wichtigsten Neuigkeiten aus Baucau!
Liebe Grüße,
Lina